Ein neues Kunstprojekt der Stadt Nördlingen wurde in den vergangenen Tagen umgesetzt und in die Öffentlichkeit gebracht. 15 Künstler waren der Einladung der Stadt gefolgt und hatten in einer öffentlichen Aktion auf dem Marktplatz über mehrere Tage hinweg Fahnentücher bemalt und sich dabei bereitwillig über die Schulter blicken lassen. Die fertigen Werke wurden dann in einer spektakulären Aktion vor zahlreichen Ehrengästen von Oberbürgermeister David Wittner an einem freien Abschnitt der Stadtmauer „enthüllt“, begutachtet, kommentiert und gewürdigt – wobei heftige Regenschauern der guten Stimmung keinen Abruch tun konnten. Fast alle Arbeiten zeigen einen Bezug zur Stadt und ihrer Geschichte auf, wobei Otto Troll mit seiner Fahne „Stabenbaum“ ein ganz persönliches Erlebnis verarbeitet hat.
Gedanken zum Kunstwerk:
Die Einladung der Stadt Nördlingen, innerhalb eines neuen Kunstprojektes bei der Gestaltung von Fahnen mitzuwirken, löste bei mir zunächst einen Zwiespalt aus. Mein eigentliches künstlerisches Betätigungsfeld „Plastisches Gestalten und Skulptur“ schien dafür kaum geeignet. Andererseits blitzte da so eine Idee auf, wie sich ein ganz persönliches Erlebnis auf einer festlichen Fahne umsetzen ließe. Fahnen verbreiten eine besondere Stimmung, sind losgelöst vom Alltag, sind Feiertag. Der Gedanke an Stadtmauerfest oder Stabenfest ist da nicht weit weg. Stabenfest, Stabenbaum, da war doch etwas! Ich als 10- oder 11-jähriger Knabe, gerade in der ersten Klasse der „Oberrealschule mit humanistischem Gymnasium“ angekommen, startete den Versuch, den Stabenbaum zu bezwingen. Am Ende erfolgreich – der Lohn war ein Bündel mit 24 Bananen – zu einer Zeit, als noch Naturalien oben am Ring hingen. Der Flüchtlingsbub konnte zum ersten Mal in eine Banane beißen. Hm…!
Im August 2020 – Otto Troll